Die Karl-Marx-Straße in Frankfurt (Oder) ist stark geprägt von zwei beidseitigen, über 60 Jahre alten Baumreihen mit 83 Linden. Durch ihre gebäudenahe Lage beschatten sie intensiv die Seitenräume mit ihren flanierartigen Gehwegachsen vor den Geschäften und Einrichtungen. Damit liefern sie angesichts der Klimaveränderung mit extremen Hitzetagen eine hohe Aufenthalts- und Wohnqualität für die darüber liegenden Wohnungen.
Mit den geplanten Umbau- und Sanierungsarbeiten, insbesondere von Leitungsverlegungen auf der Ostseite, geriet der historische Altbaumstand jedoch wegen der Beachtung denkmalpflegerischer Aspekte ernsthaft in Gefahr. Dafür wurden ungeachtet dessen, dass ein Baumgutachten die Vitalitäts- und Erhaltenswürdigkeit belegt, Neupflanzungen vorgeschlagen. Dagen gab es Proteste und letztlich eine Petition der Bürgerinitiative „Rettet die Linden in der Magistrale“, für den Erhalt mit über 2.600 Unterschriften, über die bis heute seitens der Stadt noch nicht entschieden wurde.
Im Rahmen des Planungsprozesses führte die Stadt, beginnend November 2023 bis Januar 2024, insgesamt 6 öffentliche Workshops durch, in denen verschiedene Themen und Konfliktfelder rund um die Karl-Marx-Straße diskutiert wurden.
Parallel schaltete sich das AlleenForum Sachsen e. V. ein und versuchte, mit den zuständigen Behörden zwecks Lösungsfindung pro Erhalt des historischen Baumbestands ins Gespräch zu kommen, was aber ergebnisoffen verlief.
Daher hat sich das AlleenForum in Abstimmung mit der BI Lindenrettung [1] dafür entschieden, anhand einer Stellungnahme vom 30. August 2024 die Bedeutung des Baumerhalts für den Klima- uns Hitzeschutz, das Stadtgrün und die Aufenthalts- und Wohnqualität hervorzuheben. Dabei wurde insbesondere auch die ökologische Systemleistung der Altbäume, die sich gerade in ihrer Hochleistungsphase befinden, hervorgehoben. So bräuchte es hier konkret rd. 36 neue Jungbäume, um die eines Bestandsbaumes auszugleichen! Vorgeschlagen wurden u. a. Sofortmaßnahmen, wie die Vergrößerung der Baumscheiben für eine verbesserte Versorgung der Wurzeln mit Luft und Regenwasser und Varianten der Leitungsverlegungen zur Baumwurzelschonung bei Beachtung der Bodendenkmalslage sowie baumschonende Alternativen mit unterirdische Verfahren, wie das Horizontalspülverfahren und der Einsatz von Erdraketen.
Vom Aufzeigen der realen Möglichkeiten für eine baumerhaltende Lösung abgesehen, wurde die Stellungnahme mit Vorschlägen für eine zukunftsorientierte Straßenraumgestaltung ergänzt, bei der 2 bis 3 neue Baumreihen hinzukommen, die Seitenräume als Aufenthalts- und Flanierbereiche vergrößert und zugleich die Flächen des Kfz-Verkehrs reduziert bzw. mit denen des ÖPNV optimiert werden. Insgesamt findet dabei eine Entsiegelung statt und die Straßenraumtemperatur wird dauerhaft gesenkt.
Am 20. September 2024 nahm das AlleenForum Stellung zu einer Wurzelsuchgrabung, die das Ziel hatte, Aussagen zum Umgang mit den Bäumen bei den Leitungsverlegungen und der Pflasterungen im Seitenraum zu ermitteln. Das AlleenForum kritisierte die Methodik der Untersuchung, da u. a. ein für den Baumbestand nicht repräsentativer Randbaum gewählt und wichtige Parameter wie Abstände zur Baumachse und genaue Tiefenangaben der Wurzeln nicht ausreichend dokumentiert wurden. Es wurde geschlussfolgert, dass die Ergebnisse keine fundierte Grundlage für weitreichende Entscheidungen zur Leitungsverlegung etc. bieten und empfohlen, umfassendere und repräsentativere Untersuchungen zur Wurzelausbreitung der Bäume durchzuführen.
Bei einer Beratung Im September 2024 mit dem Oberbürgermeister und dem Dezernenten für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt wurde vereinbart, dass gemäß Angebot des AlleenForums eine Mitwirkung an der Fortschreibung der Planung erfolgen soll, verbunden mit der Hoffnung seitens des Forums, dass diverse Vorschläge gemäß Stellungnahme vom 30. August einfliesen. Erfolgt ist das nicht, wie eine Vorinformation im Rahmen einer Beratung mit OB und Dezernent – erst eine Woche vor dem abschließenden Workshop am 16.01.2025 – ergab, was sich dann auch anhand des Vortrags im „abschließenden“ Workshop bestätigte.
Da die Ergebnisse des 6. Workshops ungeachtet der vorgestellten verschiedenen Varianten keine klare Festlegung zum Erhalt des historischen Baumbestands beinhalten, wird das AlleenForum gemeinsam mit den Frankfurter Lindenrettern weiterhin versuchen, die vorliegenden alternativen Lösungen zum Baumerhalt öffentlichkeitswirksam zu propagieren und in Kontakten zu betroffenen Behörden und der Politik zur Diskussion zu stellen, um letztlich eine nachhaltige und zukunftsgerechte Umgestaltung des Straßenraums Karl.-Marx-Straße erreichen zu können.
Das AlleenForum setzt sich weiterhin aktiv für den Erhalt der Linden in der Karl-Marx-Straße ein und fordert, dass die Bürgerbeteiligung mit dem 6. Workshop nicht als beendet betrachtet, sondern intensiviert wird. Die Karl-Marx-Straße ist nicht nur ein zentraler Bestandteil des ökologischen und historischen Erbes von Frankfurt (Oder), sondern auch ein kulturelles Symbol, dessen Erhalt durch klimaangepasste Planung und einen konstruktiven Dialog langfristig gesichert werden sollte.
[1] Inzwischen sind einige Mitglieder dem AlleenForum beigetreten.